Temperamente und Ernährung
Die Temperamentenlehre gibt es bereits seit dem Altertum (Hippokrates 460-377 v. Chr.). Sie wurde nach dem Mittelalter zunehmend vergessen und im 18. Jh. wiederentdeckt. Rudolf Steiner erkannte sie als wichtig für Pädagogik und Medizin und erweiterte sie durch eine menschenkundliche Grundlage. Sie kann auf verschiedenste Lebensgebiete angewendet werden wie auch die Ernährung.
Die vier Temperamente
In der Anthroposophie werden die Temperamente auf die vier Wesensglieder bezogen. Sie "mischen" sich im Wesen der Menschen. Ist ein Wesensglied dominant, so hat der Mensch ein bestimmtes Temperament. Die vier Temperamente sind:
- Melancholiker
- Phlegmatiker
- Sanguiniker
- Choleriker
Die alten griechischen Namen stellen keine Wertung, sondern eine Differenzierung dar, denn jedes Temperament hat Vor- und Nachteile. Generell verleiht das Temperament bestimmte Möglichkeiten, sein Leben zu gestalten.
Ernährungsverhalten
Die Sanguiniker und Phlegmatiker bevorzugen leichter verdauliche Nahrung, denn sie haben ein nicht so kräftiges Verdauungssystem. Die willensstarken Choleriker und Melancholiker kauen gern und mögen kräftige Nahrung. Choleriker und Sanguiniker essen meist schnell, während Melancholiker und Phlegmatiker sich mehr Zeit lassen. Die Temperamente unterscheiden sich in ihrer Aktivität und ihrem Tempo. Sich mit den Temperamenten zu beschäftigen hilft, Kinder, aber auch erwachsene Menschen zu verstehen in ihrem Verhalten, ihren Vorzügen und Abneigungen.
Während in der alten Temperamentelehre ein Ausgleich eines Temperaments angestrebt wurde, ist dies in der anthroposophischen Anschauung anders: "Sie können schon aus dem Vortrag den ich vor Jahren gehalten habe, ersehen, dass es die schlechteste Methode ist, wenn man einem Temperament dadurch beikommen will, dass man gewissermaßen die entgegengesetzten Eigenschaften beim Kinde pflegt." (Rudolf Steiner, Erziehungskunst, Seminarbesprechungen und Lehrplanvorträge 21.8.1919, S. 13). Es geht um ein konstruktives Umgehen mit den Temperamenten, nicht um ein Abgewöhnen der speziellen Eigenschaften.
Weiterführende Darstellungen in Petra Kühne: "Die vier Temperamente - ihr Einfluss auf die Ernährung" AKE, Bad Vilbel 2018 (7,50 Euro). Dort finden Sie auch einen Fragebogen, der helfen kann, das eigene Temperament herauszufinden.
Weitere Literatur:
Nitsche, Marianne: Temperamente und individuelle Lebenskraft "Ernährungsrundbrief" 3-15, S. 2ff.
Steiner, Rudolf: Das Geheimnis der menschlichen Temperamente. Bearb. C. Englert-Faye aus 3 Vorträgen 1908 und 1909. 9 Aufl. Basel 1996
Rechte Abbildung, AKE Bad Vilbel 2019